Fachbegriffe
A
Abstützreaktion
(Abfanghaltung) Ein Reflex, der zur Streckung der Arme führt und dem Schutz des Körpers und des Gesichts beim Fallen dient.
Adiadochokinese
Unfähigkeit, eine Bewegungsrichtung schnell zu ändern z. B. schnelles Handdrehen.
Activity of daily Living
Aktivitäten des täglichen Lebens.
ADS
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits- u. Konzentrationsstörung, Impulsivität, mangelnder Frustrationstoleranz u. evtl. motorischer Hyperaktivität.
ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom mit hyperkinetischen Syndrom.
Agonist
Muskel, der eine Bewegung ausführt (siehe auch Antagonist).
Anamnese
(Erinnerung) Krankengeschichte. Art, Beginn und Verlauf der Beschwerden, die im Gespräch mit dem Patienten erfragt werden.
Anpassungsreaktionen
Eine angemessene Handlung, mit der ein Individuum sinnvoll auf einen aus seiner Umwelt stammenden Reiz reagiert.
Antagonist
Muskel, der eine dem Agonisten entgegengesetzte Bewegung ausführt.
Aphasie
Zentrale Sprachstörung nach abgeschlossener Sprachentwicklung, z.B. nach einer Schädigung des Sprachzentrums im Gehirn, sprachabhängige Leistungen, wie z. B. Schreiben oder Rechnen, können mit beeinträchtigt werden.
Apoplex
Schlaganfall, plötzliches Aussetzen der Funktion eines Organs, wie Gehirn oder Herz.
Apraxie
Störung von Bewegungsabläufen oder der Bewegungsplanung, Ursachen sind Schädigungen im Gehirn.
Arthritris
Gelenkentzündung.
Assoziierte Reaktion
Ist die unwillkürliche Mitbewegung von Muskelgruppen bei Anspannung anderer Muskelgruppen.
Ataxie
Störung der Koordination der Bewegungsabläufe.
Athetose
Bewegungsstörung mit überschießenden unwillkürlichen Bewegungen.
ATNRA
symmetrisch tonischer Nackenreflex („Fechterstellung“); frühkindlicher Reflex mit einer Dauer vom 1. Lebenstag des Kindes bis ca. Ende des 6. Monats.
Auditiv
(akustisch) Den Sinn des Hörens betreffend.
Autismus
Kontaktstörung mit Rückzug in die eigene Vorstellungs- und Gedankenwelt und Isolation von der Umwelt; eine Form von Hirnstörung, die die Fähigkeit herabsetzt, Beziehungen zu Personen, Gegenständen oder Ereignissen aufzunehmen.
B
Basissinne
Tastsinn, Gleichgewichtssinn und Bewegungssinn.
Befund
(= Status). Der ergotherapeutische Befund ist ein prozesshaftes Geschehen. Im Behandlungsverlauf werden die wahrgenommenen oder erfragten Aspekte immer neu einem Beurteilungsprozess zugeführt, der in die Formulierung eines Zieles mündet und der stetigen Anpassung und Entwicklung unterliegt.
Der Befund wird aufgeteilt in:
1. Eingangsgespräch
2. Biografische, soziale und medizinische Anamnese
3. Physischer und psychischer Befund.
Der psychopathologische Befund gliedert sich in die Abschnitte:
1. Äußeres Erscheinungsbild, Sprechverhalten, Sprache
2. Bewusstsein (quantitativ und qualitativ) und Vigilanz
3. Empfindung und Wahrnehmung
4. Denken und Vorstellen
5. Ich-Erleben
6. Affektivität
7. Antrieb
8. Intelligenz, Bewegungsplanung (siehe auch motorisches Planen).
Bilateral
Beide Seiten betreffend.
Bimanuell
Mit 2 Händen.
Bipedal
Mit 2 Füßen.
C
Chronisch
Sich langsam entwickelnd, langsam oder schleichend verlaufend, im Gegensatz zu akut.
Cortex
Äußere Schicht von Organen (lat. Rinde, Schale) C. cerebri: Gehirnrinde, C. glandulae suprarenalis: Nebennierenrinde, C. renis: Nierenrinde.
Contralateral
Auf der gegenüberliegenden Seite.
D
Degeneration
Veränderung als Ausdruck von Zellschädigung; Rückbildung oder Verschlechterung von Organfunktionen.
Deprivation
Vereinsamung.
Desensibilisierung
Unempfindlich machen.
Diadochokinese
Schnelle Bewegungsrichtungsänderung.
Diagnose
(Entscheidung) Zuordnung von Symptomen zu einem Krankheitsbegriff, i.w.S. Bezeichnung für eine Symptomatik (z.B. Akutes Abdomen) oder einen Verdacht.
Diaprese
Bewegungsstörung der unteren Extremitäten (Beine).
Diskrimination
(lat. discriminare) trennen; Reizdifferenzierung; Bezeichnung für die Fähigkeit, gleichzeitig an verschiedenen Punkten (z.B. auf der Haut) oder zu verschiedenen Zeiten gestützte Reize unterscheiden zu können.
Disposition
Veranlagung, Krankheitsbereitschaft.
Dissoziation
Exakte Einzelbewegung eines Körperteils.
Distal
Vom Rumpf entfernt.
Dominanz
Bevorzugung eines Körperteils auf einer Körperseite.
Dorsal
Rückseitig, zur Rückseite hin.
Dysgrammatismus
Die Stellung der Buchstaben im Wort und der Wörter im Satz wird falsch gebildet.
Dyskinesie
Motorische Fehlfunktion.
Dysmetrie
Falsche Abmessung von Zielbewegungen.
Dysphagie
Schluckstörung.
Dyspraxie
Mangelhafte Fähigkeit, die Extremitäten geschickt einzusetzen oder Bewegungsplanung durchzuführen. Sie ist eine schwächere Form der Apraxie und kommt häufiger vor.
Dyssynergie
Fehlerhaftes Zusammenwirken von Muskeln.
Dystonie
Fehlerhafter Spannungszustand (Tonus) von Muskeln, Gefäßen od. vegetativem Nervensystem.
Dystrophie
Mangelnde Ausbildung der Muskulatur.
E
endogen
Von innen kommend, im Körper selbst entstanden.
Enuresis
Einnässen, vor allem nachts (E. nocturna).
Epikritisches System
Beurteilender, erkennender Teil des Tastsinns.
Extension
Streckung. Der Vorgang der Streckung des gesamten Körpers oder eines Körperteils.
exogen
Von außen kommend; außerhalb des Organismus entstanden; Bez. für körperlich begründbare (insbesondere hirnorganische) Schädigungen, die in den psychischen Bereich hineinwirken.
F
Feinmotorik
Kleinräumige, vor allem die Hände und Finger betreffende Bewegungsabläufe.
Fernsinne
Sehsinn, Hörsinn, Geruchssinn.
Figurgrund-Wahrnehmung
Herausfiltern von Figuren aus einem komplexen Hintergrund.
Flexion
Beugung. Der Vorgang der Beugung des gesamten Körpers oder eines Körperteils.
Formkonstanz-Wahrnehmung
Wiedererkennen von Symbolen, wie Buchstaben und Zahlen in verschiedenen Farben, Formen und Größen.
Funktionelle Störung
Noch ausgleichbare Störung (siehe auch: strukturelle Störung).
G
Generalisierung
1. Ausbreitung (z.B. einer Infektion auf dem ganzen Körper oder auf ein ganzes Organsystem).
2. (psycholog.) Bez.für das Auftreten einer für eine bestimmte Situation konditionierte Verhaltensweise in anderen (meist ähnlichen) Situationen ohne eine vorangehende spezifische Konditionierung.
Genese
Entwicklung, Entstehung.
Grobmotorik
Großräumige Bewegungsabläufe des Körpers.
Großhirnhemisphären
Die 2 großen Teile des Gehirns, welche oberhalb des Hirnstamms liegen. Die Hemisphären setzen die Verarbeitung von Sinneseindrücken, die in den niedriger gelegenen Hirnebenen aufgenommen werden, fort und tragen zur Auslösung willkürlicher Bewegungsreaktionen und zum Verhalten eines Menschen bei.
H
Hirnstamm
Das unterste und verborgen gelegene Hirnteil. Der Hirnstamm enthält Kerne, welche Funktionen der inneren Organe des Körpers regulieren sowie den Wachheitsgrad des gesamten Zentralnervensystems und die elementare Verarbeitung sensomotorischer Vorgänge steuern.
Hyperkinese
Path. gesteigerte Motorik v. a. der Skelettmuskulatur.
Hypertonie
Bluthochdruck (im Gegensatz zu Hypotonie).
Hypokinese
Mangel an Willkür- und Reaktivbewegungen und physiologischen Mitbewegungen (z.B. bei M. Parkinson).
Hypothese
Eine zur Erklärung bestimmter Tatsachen eingeführte Annahme, aus der sich dann auch andere neue Tatsachen ergeben können. In der Ergotherapie führt die Interpretation der im Klientengespräch und Befund erfassten Daten zu Hypothesenbildung über die Ursachen der zu Grunde liegenden Verhaltens- und Erlebnisweisen. Je mehr Hinweise sich für eine Hypothese finden desto wahrscheinlicher ist es, dass sie zutrifft.
Hypotonie
Niedrige Muskelspannung.
Hypoxie
Verminderte Sauerstoffversorgung.
I
ICD 10
International Code of Diagnostic oder: International Statistical Classification of Dieseases and Related Health Problems (WHO)- internationale Klassifikation (auch unter Berücksichtigung von Impairment/Schädigung, Disability/Fähigkeitsstörungen, Handycap/Beeinträchtigung).
ICP
Infantile Zerebralparese.
idiopathisch
Ohne erkennbare Ursache, med. oft gleichbedeutend mit „essentiell“ (wesentlich, wirklich) gebraucht.
Indikation
(anzeigen) Grund zur Anwendung eines best. diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem Krankheitsfall (vitale Ind. = bei Lebensgefahr); Grund zur medizinischen Betreuungsmaßnahme.
Insuffiziens
Schwäche, ungenügende Leistung eines Organs.
Integration
Eingliederung in ein Gesamtkonzept.
K
Kardiologie
Lehre von den Herz-Kreislauferkrankungen.
Kinästhesie
Empfinden der Bewegung des Körpers als Qualität der Propriozetion.
Kinästhetisches System
Wahrnehmung von Gelenkpositionen sowie von Bewegungen am Körper über Gelenkrezeptoren und Muskelspindeln. Das kinästhetische System gibt den „Spannungszustand“ des Stütz- und Bewegungsapparates über das Rückenmark weiter an den Hirnstamm, das Kleinhirn und den Cortex. Diese „Dauerinformationen“, die uns zumeist nicht bewusst sind, betreffen Zug, Druck und Winkelveränderung an den Gelenken sowie Streckung und Zusammenziehen der Muskeln. Eine intakte Tiefensensibilität ermöglicht erst den Erwerb eines harmonischen Körperschemas. Eine ständige und exakte Rückmeldung über Muskelspannung und Gelenkstellung ist notwendig, vor allem zum Ausführen der unbewusst-geplanten Bewegung, wie z. B. Gehen, Essen, Waschen, Anziehen usw. Menschen, die in ihrer kinästhetischen Wahrnehmung behindert sind, sind vermehrt auf optische Kontrolle angewiesen.
Kleinhirn
Der Teil des Gehirns, welcher der Rückseite des Hirnstamms anliegt. Er verarbeitet propriozeptive und vestikuläre Empfindungen, die dazu beitragen, Körperbewegungen exakt ausführen zu können. Das Kleinhirn verarbeitet darüber hinaus alle anderen Arten von Empfindungen.
Kontraktion
Das gleichzeitige Zusammenziehen aller Muskeln, die an einem Gelenk ansetzen und dieses dadurch stabilisieren.
Koordination
Feinabgestimmtes Zusammenspiel von Muskelgruppen und Körperteilen.
Körperbegriff
Das faktische Kennen und Wissen des eigenen Körpers, der Körperteile und deren Funktionen und das Zusammenwirken. Das Vorhandensein des Körperbegriffs deutet nicht unbedingt auf ein intaktes Körperschema hin.
Körperdominanz
Vorherrschen Überdeckung eines Teils des Körpers (z: B. die rechte Hand bei Rechtshändern).
Körperimago
(Körperbild) Sein Bild von sich selbst; Summe aller auf den Körper bezogenen Empfindungen. Der Körper, wie er sich anfühlt. Was für ein Körperbild (psychisch) hat der Mensch von sich? Am Beispiel Kind: Hat es ein Selbstbewusstsein, hat es eine Trotzphase durchlaufen usw., spricht es von sich aus der 1. Person „ich“, kennt es seinen Namen? –Förderung: taktile und propriozeptive Reize und Stimulation; durch Tunnel krabbeln; in Kiste setzen; Umriss malen lassen.
Körperschema
Die Orientierung am eigenen Körper: Verknüpfung von Umweltwahrnehmung mit der Körperwahrnehmung.
Das Körperschema reguliert die Lage der Muskeln und Körperteile in Bezug zueinander in jedem Augenblick und ändert sich ständig in Anhängigkeit der Lage des Körpers.
Das Körperschema bewirkt, dass man den Körper gezielt einsetzen kann (z. B. Gleichgewicht halten kann). Kann der Erwachsene oder das Kind sich einer Fremdbewegung anpassen, kann es seine Bewegung anpassen, kann es seine Bewegung dem Material und dem Handlungsziel anpassen? Kann es seine Bewegung steuern und korrigieren? Förderung: Übungen mit koordinierten Bewegungen.
Körperwahrnehmung
Die Wahrnehmung, die eine Person von ihrem eigenen Körper hat.
Kognition
(lat.) Erkennen; allg. Bezeichnung für den Komplex von Wahrnehmung, Verarbeitung, Denken, Erinnern, Erkennen, Störungen kognitiver Funktionen, z. B. als Gedächtnisstörung, Denkstörung, Unfähigkeit zur Abstraktion oder sog. Rigidität mit Festhalten an einer Überzeugung, kommen z. B. bei Schizophrenie, Demenz oder organischen Psychosen vor.
Kontraktur
Funktions- und Lebensvorgänge in Organen oder im gesamten Organismus mit der Folge von subjektiv empfundenen bzw. objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen oder seelischen Veränderungen.KyphoseVorwärtsgebeugt (BSW).
L
Labyrinth
Eine sehr kompliziert aufgebaute knöcherne Struktur des Innenohrs; es enthält sowohl die Sinnesorgane für das Gleichgewichtssystem als auch für das Gehör.
Lateralität
(Stetigkeit) Die bevorzugte Verarbeitung bestimmter Prozesse in einer Großhirnhemisphäre. Bei den meisten Menschen werden räumliche und musikalische Wahrnehmungsmuster effektiver in der rechten Großhirnemisphäre verarbeitet, während die linke Hemisphäre bevorzugt Wortbildungs- und Denkprozesse berücksichtigt. Lateralität ist ein Sammelbegriff vor allem für unsymmetrisch verteilte Hirnfunktionen beim Menschen.
Läsion
Verletzend.
Lernstörung
Die Schwierigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu lernen oder die Schulaufgaben zu bewältigen, sofern diese nicht auf ein schlechtes Seh- oder Hörvermögen oder aber eine geistige Entwicklungsverzögerung zurückzuführen ist.
Lernvermögen
Die Änderung der Nervenfunktion als Folge erlebter Erfahrungen.
Limbisches System
Diejenigen Teile des Gehirns, die sich mit gefühlsbedingtem Verhalten und Gefühlsreaktionen aus Sinneseinwirkungen befassen. Das Limbische System erhält und verarbeitet Reizeinwirkungen von allen Sinneskanälen.
M
Massenbewegungen
Ganzkörperliche Bewegungsmuster des Neugeborenen.
MCD
Minimale cerebrale Dysfunktion, leichte Hirnfunktionsstörung.
Metabolisch
Stoffwechselbedingt.
Mobilität
Beweglichkeit, sowohl am eigenen Körper, als auch in der Fortbewegung.
Modulation
Die vom Gehirn selbst durchgeführte Regulation seiner eigenen Aktivität. Die Modulation beruht auf einer Bahnung bestimmter Nerveninformationen, um eine ausgeprägter Wahrnehmung oder Reaktion zu erzielen oder aber auf einer Hemmung anderer Reizeindrücke, um außergewöhnliche Aktivitäten zu dämpfen.
Mortalität
Sterblichkeit; Mortalitätsziffer (Sterbeziffer): Das Verhältnis der Anzahl der Sterbefälle zum Durchschnittsbestand der Population in einem bestimmten Zeitraum (meist 1 Jahr) (Beispiele: kindl. Mortalität; pränatale Sterblichkeit u.a.) s.a. Letalität.
Motorik
Bewegungsabläufe unterteilt in Fein- und Grobmotorik.
Motorisch
Eine durch Zusammenziehen oder Erschlaffen eines Muskels oder von Muskelgruppen ausgelöste Bewegung betreffend; dabei muss das Zusammenziehen einer Muskelgruppe synchron mit dem Erschlaffen der entgegen gerichteten Muskelgruppe erfolgen. Hierfür ist eine genau abgestimmte Dosierung des Spannungszustandes (Tonus) eines jeden Muskels die Voraussetzung.
Motorisches Planen
Die Fähigkeit des Gehirns, sich eine Folge ungeübter Handlungen vorzustellen, ihren Bewegungsablauf zu ordnen und auszuführen. Man spricht auch von Praxie (vergl. Apraxie und Dyspraxie).
MRT
Magnetresonanztomographie, auch: Kernspintomografie. Im Unterschied zur Röntgendiagnostik und zur Computertomografie kommt dabei keine ionisierende Strahlung zur Anwendung, sondern Magnetfelder. Bei diesem Verfahren können unterschiedliche Gewebearten dargestellt werden, die im Röntgen nicht dargestellt werden können, wie dies z. B. bei Weichteilgeweben ähnlicher Dichte der Fall ist.
N
Nahsinne
Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Bewegungssinn und Geschmackssinn.
Neglect
Erkennungsstörung; Vernachlässigung meist einer Seite des Körpers; kann sinnesspezifisch sein (visueller oder akustischer Neglect), personeller Neglect = nur personeller Art, extrapersoneller Neglect = wirkt sich auch auf die meist linke Seite des Raums aus, schließt personellen Neglect mit ein.
Neuralgie
Anfallsartiger oder wellenförmiger Schmerz eines Nerven oder Nervengeflechts.
Neurologie
Lehre von den Nerven und den Erkrankungen des Nervensystems.
Neurose
1. Bezeichnung für eine psych. Störung, die nicht auf eine Erkrankung des Nervensystems beruht.
2. Bezeichnung für eine psych. Störung, die inf. eines verdrängten frühkindl. (Psychoneurose) od. aktuellen (Aktualneurose) psychodynam. Konflikts entsteht und mit psych. Bzw. somatischen Symptomen einhergeht (z. B. Angstneurose, Zwangsneurose).
Nystagmus
Augenzittern N. bezeichnet den periodischen Wechsel zwischen Augenfolgebewegung und Saccaden. Die Richtung des N. ist gleich der Richtung der Saccade. Saccade ist eine rasche Augenbewegung von einem Fixationspunkt zu einem anderen (während der Saccade wird also nicht fixiert). Sie tritt während des Lesens beim Zeilensprung auf. Man unterscheidet hauptsächlich:
1. Vestibulärer Nystagmus: vestibuläre (Über)Erregung bestimmt die Augenbewegung (plötzliche Lageveränderung des Kopfes) und
2. Oktokinetischen Nystagmus: durch bewegte, optische Reizmuster ausgelöst (z.B. Eisenbahnsystagmus).
O
Ödem
Geschwulst, Schwellung, nicht gerötete Schwellung, infolge Ansammlung wässriger Flüssigkeiten in Gewebespalten.
Ordnungsschwelle
Mindest-Zeitabstand zwischen zwei Sinnesreizen zu deren Anordnung in einer zeitlichen Reihenfolge.
P
Parese
Erschlaffung, unvollständige Lähmung (Hemiparese=eine Körperhälfte, Tetraparese=ganzer Körper).
Pathie, patho
Wortteil mit der Bedeutung Schmerz, Krankheit.
Pathogenese
Entstehung und Entwicklung von Krankheiten.
Peripheres Hören
Hörvorgang vom Außenohr bis zum Eintreffen der Nervenreize in der zentralen neuronalen Auswertung.
Perzeption
Wahrnehmung (Aufnahme und Verarbeitung von Reizen im Gehirn) Wahrnehmung.
Physiotherapie
Behandlung von Krankheiten mit naturgegebenen Mitteln wie Wasser, Luft Licht, Wärme, Kälte, Massage, Krankengymnastik, Balneotherapie, Elektrotherapie.
Plegie
Lähmung einer Körperseite oder eines Körperteils.
Posttraumatische Störung
Störungen, die nach einer Verletzung (Unfall) auftreten.
Praxie
Möglichkeit, motorische Fähigkeiten sinnvoll auszuführen (Apraxie = Unfähigkeit..) siehe auch motorisches Planen.
Propriozeption
Die Empfindungen, die von Sinnesrezeptoren in den Muskeln und Gelenken dem Gehirn zugeleitet werden: Die Eigenwahrnehmung vermittelt dem Gehirn, wann und in welchem Umfang sich Muskeln zusammenziehen oder strecken und wann und in welchem Ausmaß sich Gelenke beugen, strecken oder gezogen bzw. gedrückt werden.Die Propriozeption ermöglicht dem Gehirn, in jedem Augenblick zu erkennen, wo jeder Körperteil sich befindet und wie er sich bewegt.
Prognose
(gr. Vorherwissen) Vorhersage auf den Krankheitsverlauf, Heilungsaussicht. Die P. kann gut (bona), schlecht (mala), sehr schlecht (pessima), verzweifelt (infauste), zweifelhaft (dubia), ungewiss (incerta) sein. Man spricht von prognosis quod vitam, viletudinem, restitutionem (Aussicht in Bezug auf Leben, Gesundheit, Wiederherstellung).
Propopathisches System
Emotional belegter und schützender Teil des Tastsinns.
Psychomotorik
Die nach außen sichtbaren Vorgänge seelischer Aktivität (Bewegungsgeschwindigkeit und Bewegungsabläufe, Mimik und Gestik).
Psychomatik
Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen Psyche und Körper, insbes. Der Auslöser körperlicher Krankheiten durch psych. Störungen.
R
Raumlage-Wahrnehmung
Richtung und Position von Symbolen unterscheiden.
Raumwahrnehmung
Die Raumwahrnehmung ist vor allem von den Körpersinnen (taktil-kinästhetisch, vestibulär) abhängig und setzt ein intaktes Körperschema voraus. Der Erwachsene oder das Kind muss den Raum mit Hilfe seiner Muskelkraft erfahren und erforschen können, bevor es die räumliche Orientierung auf der Fläche begreift. Sehen und Hören werden bei der Raumwahrnehmung mit einbezogen Bei einem Kind: Kann es Versteck spielen? Kann es nach Dingen suchen? Wie weit kann es seine Bewegung auf die Entfernung, das Ziel abstimmen? Kann es zwei- und dreidimensional bauen? Die räumlichen Gegebenheiten auf das Papier übertragen? Kann es rechts und links unterscheiden?
Reflex
Eine angeborene und automatische Reaktion auf einen Sinnesreiz.
Retardierung
Allgemeine Bezeichnung für Verzögerung oder Verlangsamung einer Bewegung oder Entwicklung; i.e.S. Verzögerung der körperlichen bzw. intellektuellen Entwicklung im Vergleich zum jeweiligen Lebensalter.
Rezeptor
Reizempfänger. Eine Einzelzelle oder eine Gruppe von Zellen, die für einen bestimmten Sinnesreiz empfänglich ist.
Rezitiv
Rückfall, Wiederauftreten einer Krankheit nach Abheilung.
Rigor
Steifigkeit der Muskulatur inf. Erhöhung des Muskeltonus, die bei passiver Bewegung im Gegensatz zur Spastik während des gesamten Bewegungsablaufs bestehen bleibt; dabei oft ruckartiges Nachlassen des Widerstandes (sog. Zahnradphänomen).
S
Schwerkraftverunsicherung
Eine abnorme Ängstlichkeit oder Bedrängnis, die von schlechter Anpassung oder Hemmung von Empfindungen herrührt, die durch die Schwerkraftrezeptoren des Gleichgewichts ausgelöst werden, wenn diese durch Änderung der Kopfhaltung oder durch Kopfbewegung erregt werden.
Screening
(screen: Sieb) S.-Verfahren, syn. Vortest, epidemiologische Untersuchungsmethode zur Erfassung eines klinisch symptomlosen oder prämorbiden Krankheitsstadiums, z. B. Reihenuntersuchung auf Lungentuberkulose oder Diabetes. Siehe auch Lateralität.
Seitigkeit
Siehe Lateralität.
Sensibel
Empfindung betreffend, aufnehmend, weiterleitend (vergl. sensorisch).
Sensomotorisch
Sinnesreize (sensorische Reaktion) und die dadurch veranlasste Muskelreaktion (mot. Reaktion).
Sensorik
Wahrnehmung, Empfindung.
Sensorisch
Sinnesreize oder Gefühlseindrücke bzw. Empfindungen aller Art betreffend; der Empfindung dienend (verg. sensibel).
Sensorische Integration
Die sensorische Integration ist das Ordnen der Empfindung, um sie gebrauchen zu können. Unsere Sinne geben uns Informationen über den physikalischen Zustand unseres Körpers und die Umwelt um uns herum. Wenn Empfindungen in gut organisierter Weise dem Gehirn zufließen, kann es diese Empfindungen nutzen, um daraus Wahrnehmung, Verhaltensweisen und Lernprozesse zu formen.
Sensorische Integrationsbehandlung
Eine Behandlung, die die Stimulation und Simulation von Sinnesorganen und die Auslösung von Anpassungsreaktionen, entspr. den neurologischen Bedürfnissen des betroffenen Kindes, vermittelt. Diese Therapie umfasst gewöhnlich Ganzkörperbewegungen, welche eine Stimulation des Gleichgewichtssystems (vestibuläres System), der Eigenwahrnehmung (propriozeptives System) und des Tastsinns (taktiles System) umfassen. Diese Therapie enthält gewöhnlich keine Aktivitäten, die an einem Schreibtisch durchgeführt werden, wie Sprachtraining, Leseunterricht oder Übung bestimmter geistiger oder motorischer Fertigkeiten. Das Ziel der Therapie ist, die Verbesserung des Ablaufs der Hinverarbeitungsprozesse und der sinnvollen Ordnung von Empfindungen und somit des Verhaltens.
Sensory Input
s.a. Sinneserregung.
SI-Konzept
(Sensorische Integration) nach Jean Ayres. Die sensorische Integration sortiert, ordnet und vereint alle sinnlichen Eindrücke des Individuums zu einer vollständigen und umfassenden Hirnfunktion. Sinnesintegration ist die sinnvolle Ordnung und Aufgliederung von Sinneserregung, um diese auch nutzen zu können. Diese Nutzung kann in einer Wahrnehmung oder Erfassung des Körpers oder der Umwelt bestehen, aber auch in einer Anpassungsreaktion oder einem Lernprozess oder auch in der Entwicklung bestimmter neuraler Tätigkeiten. Durch die sensorische Integration wird erreicht, dass alle Abschnitte des Zentralnervensystems, die erforderlich sind, damit ein Mensch sich sinnvoll mit seiner Umgebung auseinandersetzt, miteinander zusammenarbeiten und er dabei eine angemessene Befriedigung erfährt. Störungen der sensorischen Integration sind die Grundlage für viele, wenn auch nicht alle Lernstörungen.
Seriale Leistung
Erfassen und Wiedergeben von Handlungsabläufen, Nachnahmen, Rekonstruieren, Reproduzieren, Erfassen der kausalen, räumlichen und zeitlichen Folgen.
Sinneserregung
Die Ströme elektrischer Impulse, die von den Empfangsorganen der einzelnen Sinnessysteme im Körper dem Gehirn direkt oder über das Rückenmark zufließen.
Spastik
Krampfartig vermehrter Muskeltonus (hypoton, hyperton).
Spasmus
Unwillkürliche Muskelkontraktion.
Störung der sensorischen Integration
Eine Unregelmäßigkeit oder auch Störung, die die Verarbeitung und Integration von Sinnesreizen erschwert. Störungen der sensorischen Integration sind die Grundlage für viele, wenn auch nicht alle Lernstörungen.
Strukturelle Störung
Nicht mehr ausgleichbare (s.a. funkt. Störung).
Symptom
(Begleiterscheinung) Erscheinungsform, Beschwerde, fassbares Krankheitszeichen (Symptome führen zur Diagnose, z. B. Symptom; Patient hält sich den Bauch; Diagnose Bauchweh).
Syndrom
(mitlaufend, begleitend) Gruppe von Krankheitszeichen mit meist einheitliche Ätiologie (Ursache), aber unbekannter Pathogenese charakteristisch sind. Auch Symptomkomplex.
T
Taktil
Berühren, den Tastsinn betreffend.
Taktil-kinästhetisch
Tiefensensible Wahrnehmung.
Taktil-defensiv
Eine Störung der sensorischen Integration, bei welcher Tast- oder Berührungsempfinden überschießende und meist abwehrende Gefühlsreaktionen, allg. Überaktivität oder andere Verhaltensprobleme (z.B. auch Rückzug oder Angriff) verursachen. Oft wird auch hierdurch die Konzentrationsfähigkeit beeinflusst.
Taktiles System
(Tastsinn) Berührungsempfinden, Druckempfinden, Vibration, Berührungsreize an der Hautoberfläche werden über das Rückenmark zum Hirnstamm geleitet. Die Kerne im Hirnstamm registrieren, dass die Haut berührt wird und verbinden diese Berührungen mit Gefühlsqualitäten, wie z. B. kalt, heiß, feucht, trocken, rauh, schmerzhaft usw. Das taktile System ist das am meisten ausgedehnte sensorische System. Es ist bereits vor der Geburt vollständig ausgebildet und hat eine wichtige Funktion für die gesamte nervale Entwicklung.
TIA
Transitorische Ischämische Attake, kurzfristig auftretende Ausfälle, z., B. Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen, die sich innerhalb von 24 Stunden zurückbilden (s.a. PRIND).
Tic
Plötzlich einsetzende rasche Muskelzuckung i. S. von Stereotypien mit zwanghaften Ausdrucks- Abwehr- und Reflexbewegungen.
Tiefensensibilität
s.a. Propriozeption.
tonisch
Stärkend, physiol. den Tonus betreffend.
Tonus
Grad der Anspannung eines Organs, z.B. von Muskeln, Gefäßen oder Nerven.
Trauma
Verletzung oder Gewalteinwirkung in körperlicher oder psychischer Hinsicht.
Tremor
Zittern, unterschieden in:
1. Ruhetremor
2. Seniler Tremor (als Ruhetremor)
3. Haltetremor (verschwindet bei Entspannung)
4. Aktionstremor (bei nicht gezielten Bewegungen)
5. Intentionstremor (bei Zielbewegungen unmittelbar vor dem Ziel)
V
Vestibuläre Rezeptoren
Die Sinnesorgane, welche auf den Zug der Erdschwerkraft und auf alle Bewegungen des Kopfes reagieren. Sie befinden sich im Labyrinth des Innenohrs (sind deshalb z. B. bei Mittelohrentzündungen sehr schnell betroffen). Jedes Innenohr enthält sowohl Schwerkraftrezeptoren, die sich in feinen Säckchen befinden, als auch Bewegungsrezeptoren in den Bodengängen.
Vestibuläres System
Wahrnehmung der Beziehung des Körpers zur Anziehungskraft der Erde, der Bewegung im Raum und des Gleichgewichts über Vestibulärapparat im Innenohr. Das vestibuläre System meldet dem Gehirn die „Befindlichkeit“ des Körpers im Raum. Dieses ist dann in der Lage, bei Störungseinflüssen motorische Reaktionen auszulösen, um Gleichgewicht und stabile Körperbalance wiederherzustellen. Ob dies gelingt, wird wieder durch das vestibuläre System gemeldet.
Visuell
Betrifft den Sinn des Sehens.
Visuo-Motorik
Motorische Genauigkeit und Geschicklichkeit der Schreibhand, Auge-Hand-Koordination.
W
Wahrnehmung
Die Bedeutung, die das Gehirn einem Sinneseindruck beimisst. Empfindungen sind objektiv, Wahrnehmung ist subjektiv, Perzeption (taktil=tasten, visuell=sehen, auditiv=hören, gustatorisch=schmecken, olfaktorisch=riechen, propriozeptiv=tiefensensibel).
Wahrnehmung der räumlichen Beziehung
Fähigkeit, die Lage von zwei oder mehreren Zeichen in Bezug zu sich selbst und zueinander wahrzunehmen.
Wahrnehmungstrennschärfe
Im zentralen Hören stattfindende Unterscheidung zwischen ähnlich klingenden Phonemen.
Z
Zentrale Hörverarbeitung
Neuronale Umsetzung der vom peripheren Hören gelieferte Sinnesreiz in verstandene Informationen.
Zentrale Steuerung
Angeborene Nervenfunktionen; sie müssen in Ihrem Funktionsablauf nicht erlernt werden.
Zentralnervensystem
Gehirn und Rückenmark. Integrationszentren, die der Reizverarbeitung, -analyse und –beantwortung sowie (Gehirn) der Bewusstseinsbildung und den Denkpressen dienen.
Zerebralparese
Eine durch Schädigung des Gehirns verursachte Bewegungsstörung. Da man keine eigentlichen Muskellähmungen, sondern eine Koordinationsstörung mit Tonusveränderungen in der Muskulatur betroffene Personen antrifft, spricht man besser von zerebraler Bewegungsstörung.
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